Beschreibung
Bei hochfesten Stählen werden häufig die benötigten Presskräfte unterschätzt. Dies gilt sowohl für die Schneidkräfte, die zwar exakt ermittelt werden können, aber mit ihrem harten Schnittschlag überraschen, als auch für die benötigten Stößel- und Niederhalterkräfte in der Ziehoperation.
Aufgrund der Aufhärtung (work-hardening) des Blechwerkstoffes ist auf der einen Seite das sonst so beliebte Nachschlagen von Radien und Konturen zu vermeiden. Auf der anderen Seite erfordern die höheren Blechfestigkeiten – je nach gewählter Blechdicke – etwa die doppelten bis dreifachen Presskräfte wie konventionelle Tiefziehgüten.
Außerdem ist aufgrund des extremen Verhältnisses von Festigkeit zu Blechdicke beim Tiefziehen eine wesentlich höhere Niederhalterkraft erforderlich, um ein Ausknicken – also eine Faltenbildung – zu vermeiden (vgl. auch Edelstahlverarbeitung). Je geringer die Verformungsfähigkeit, desto weniger ist ein Tiefziehvorgang möglich. Martensitphasen-Stähle zum Beispiel haben nur Bruchdehnungen von wenigen Prozent. Dies erlaubt nur einfache Umform- bzw. Biegeoperationen wie bei einem Seitenaufprallträger.
Weiterhin ist zu beachten, dass die Schnittschläge bei hochfesten Stählen wesentlich stärker sind als die berechnete Kraft dies erwarten lässt. Aufgrund des schlagartigen Durchbrechens des Materials wird – im Gegensatz zu weichen Stählen – keinerlei Energie vom Werkstück selbst aufgenommen. Die gesamte Energie des aufgefederten Pressensystems geht direkt in Werkzeug, Maschine und Fundament. Dies ist bei der Auslegung der Anlage zu berücksichtigen.
Ansicht
Schnittschlag beim Schneiden hochfester Stähle