17.09.2012
Vom Stangenabschnitt zum Eisenbahnrad
Schuler präsentierte auf Hausmesse neuentwickelte Radwalze und Isotherm-Umformpresse für Turbinenschaufeln aus Titan
Hochleistungs-Schienennetze umspannen die gesamte Welt und werden kontinuierlich ausgebaut. Immer
größer werdende Lasten und Geschwindigkeiten führen zu höchsten
Beanspruchungen der Eisenbahnräder. Nur Schmiederäder können
diese Anforderungen erfüllen. Der weltgrößte Pressenhersteller
Schuler liefert Turnkey-Anlagen zum Schmieden und Walzen dieser
einteiligen Monobloc-Räder. Auf der Hausmesse „Rail & Fly“ Mitte
September bei Schuler SMG in Waghäusel konnten sich rund
120 Besucher nun anhand von Walz-Vorführungen mit heißen Rädern
von der Leistungsfähigkeit der neuen Radwalze überzeugen.
Die von Schuler entwickelte dornlose Radwalze ist Kernstück einer
Schmiedelinie, die in den nächsten Monaten nach China verschifft
wird. „Hochdynamische Servomotoren übertragen das Drehmoment
der Hauptantriebe über die Stegwalzen auf den vorgeschmiedeten
Rohling. Aus ihm formen die Stegwalzen zusammen mit Hauptwalze
und Kegelwalzen ein fast fertiges Eisenbahnrad“, erklärt Dr. Walter
Osen, Leiter der Business Unit Massivumformung. „Zuletzt wird die
Nabe axial durchgestellt und gelocht, und das Rad kalibriert.“
Die Dynamik der Antriebssysteme ermöglicht für ein Wagonrad eine
Walzzeit von unter 20 Sekunden. Unter Berücksichtigung der
Automationszeit ergibt sich eine Ausbringungsleistung der Anlage
von bis zu 75 Rädern pro Stunde.
Die neue Radwalze ermöglicht die Herstellung unterschiedlichster
Geometrien. Neben Wagon- und Lokomotivrädern mit einem
Durchmesser von bis zu 1450mm und einer Radkranzbreite von
175mm können auch Kranräder mit einer Radkranzbreite von bis zu
300mm hergestellt werden.
Simulation der gesamten Prozesskette
Eine Job Engineering Software ermöglicht ausgehend vom Fertigrad
die Simulation des gesamten Schmiedeprozesses. Die ermittelten
Umformoperationen werden durch ein produktadaptiertes
integriertes FEM Programm überprüft. Die berechneten Daten
werden direkt an die Umformmaschinen übermittelt.
Neben der Radwalze sind drei hydraulische Hochleistungspressen
Teil der Anlage. Die Vorform wird mit zwei Pressen mit 5000t und
10000t Presskraft geschmiedet. Die letzte Operation erfolgt auf einer
5000t-Kümpel- und Lochpresse. Die Schmiedelinie ist mit Robotern
voll automatisiert. Eine Entzunderungsaggregat sowie eine flexible Markierstation und ein Lasermesssystem komplettieren die Anlage.
Titan im Flugzeugbau immer wichtiger
Darüber hinaus präsentierte Schuler auf der Hausmesse „Rail & Fly“
eine Isotherm-Umformpresse, die Turbinenschaufeln aus Titan-
Rohlingen formt. Das hochfeste Metall gewinnt als Werkstoff im
Flugzeugbau zunehmend an Bedeutung, weil es zu
Gewichtseinsparungen führt, und kommt beispielsweise im
Fahrwerk, in Klimarohrleitungen, den Landeklappen oder den Türen
zum Einsatz. Aufgrund seiner Warmbeständigkeit kann Titan auch im
Abgasbereich von Triebwerken, Heißgasleitungen sowie druck- und
brandsicheren Gehäusen verwendet werden. Die Isotherm-
Umformpresse entwickelte Schuler auf Grundlage einer
Technologie-Partnerschaft mit dem Unternehmen FormTech. Sie
wird in den nächsten Wochen an einen russischen
Triebwerkshersteller ausgeliefert.
Kontakt
Simon
Scherrenbacher
Unternehmenskommunikation
Tel.: +49 (0) 7161/66-7789
Kontakt aufnehmen