26.03.2012

    Schuler übernimmt ATIS

    Konzern verstärkt sich auf dem Gebiet der Großrohrfertigung

    Pipelines verbinden die Welt: Sie transportieren das, was Menschen zum Leben brauchen – Erdöl und Erdgas, Petrochemie sowie Trinkwasser. Die wachsenden Entfernungen der einzelnen Fördergebiete stellen dabei immer höhere Anforderungen an Großrohre. Mit der Übernahme des Ingenieurbüros ATIS ist Schuler dafür gerüstet.

    Weltweit wächst die Nachfrage nach Großrohren zum Bau von Pipelines. Die Schuler AG aus Göppingen hat darauf reagiert und ihr Produktspektrum um schlüsselfertige Systemlösungen zur wirtschaftlichen Großrohrfertigung erweitert. Möglich wird dies durch den Kauf der ATIS GmbH, einem darauf spezialisierten Ingenieurbüro mit Sitz in Deggenhausertal am Bodensee. Zum Start der Fachmesse „Tube“ am 26. März in Düsseldorf gaben Schuler und ATIS ihre Pläne gemeinsam bekannt. Die Unterzeichnung der Verträge soll in den nächsten Tagen erfolgen.

    Schuler bringt als Markt- und Technologieführer seine über 170-jährige Erfahrung auf dem Gebiet der Umformtechnik, sein umfassendes Know-how in Forschung und Entwicklung, Großanlagenbau und Projektabwicklung und nicht zuletzt sein weltweites Service-Netz ein. ATIS steuert seine Spezialkenntnisse bei der Planung, Entwicklung, Lieferung und Modernisierung kompletter Rohr-Anlagen und Systeme auf dem ganzen Globus bei. „Unsere Kunden profitieren von dieser starken Partnerschaft gleich mehrfach“, so Jochen Früh, Geschäftsführer der Schuler Pressen GmbH.

    Hohen Belastungen ausgesetzt

    Pipelines legen weite Wege durch unwirtliche Landschaften zurück und sind dabei oft extremen Bedingungen ausgesetzt. Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt und enorme Drücke, wie sie auf dem Meeresboden herrschen, üben hohe Belastungen auf die Rohre aus. Gleichzeitig wird auch in ihrem Innern der Druck immer weiter angehoben, um die Reichweiten der transportierten Stoffe zu erhöhen.

    „Umso wichtiger ist die Stabilität und allerhöchste Qualität der produzierten Rohre“, erläutert Dietmar Rieser, Geschäftsführer bei ATIS. Bei der Produktion können die Rohre unter Zuhilfenahme von Ultraschall, Röntgenstrahlen und Wasserdruck (mit dem „Hydrotester“) genau überprüft werden. Für die Fertigung selbst stehen grundsätzlich zwei Verfahrensweisen zur Verfügung: „Die Großrohre können entweder spiralförmig aus einem langen Blechband zusammengeschweißt oder O-förmig gebogen und mit einer Längsnaht versehen werden“, erläutert Manfred Wischnewski, Geschäftsführer der Schuler SMG GmbH & Co. KG.

    Bis zu 3.500 Millimeter Durchmesser

    Spiralförmige Rohre sind in einer Länge von bis zu 24 Metern herstellbar und können einen Durchmesser von 450 bis 3.500 Millimetern bei einer Wanddicke von 6 bis 25 Millimetern aufweisen. Die Arbeitsschritte Formen und Schweißen können dabei unmittelbar aufeinander folgen („Online-Verfahren“). Längsnaht-Rohre mit einem Durchmesser von bis zu 1.625 Millimetern und Wandstärken von bis zu 65 Millimetern werden entweder auf Anbiegepressen sowie U- und O-Pressen gefertigt oder auf Anlagen, die im Schrittformverfahren produzieren – wie etwa die Linear Feeding J-Presse (LFJ-Presse) von Schuler. Die Länge der Längsnaht-Rohre beträgt üblicherweise zwölf oder 18 Meter. Mit der neuen LFJ-Presse sind auch bis zu 24 Meter möglich.

    Eine kostengünstige Alternative zu Edelstahlrohren, die für den Transport aggressiver oder empfindlicher Stoffe benötigt werden, sind sogenannte Lined Pipes: Sie bilden eine Kombination aus dünnwandigen Edelstahl- und herkömmlichen Trägerrohren. Hergestellt werden sie mit Hilfe des Hydroforming-Verfahrens, bei dem die Rohre gleichzeitig kalibriert werden. Sie können eine Länge von bis zu zwölf Metern und einen Durchmesser von bis zu 530 Millimetern erreichen.


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